Drei Tage lang hat die Berliner Volksbühne die „Idee des Kommunismus“ beherbergt. Die Philosophen Alain Badiou und Slavoj Žižek hatten zur Konferenz geladen und wollten den „Begriff des Kommunismus neu und in seiner ganzen Bedeutungsvielfalt“ denken. Antonio Negri war da, Performance-Künstler, Installationen und Filme sollten das Thema „ästhetisch beleuchten“. Volksbühnen-Intendant Frank Castorf zeigte Bertolt Brechts Lehrstück.

Ich habe beim Freitag über jeden Tag berichtet (Tag 1, Tag 2, Tag 3), hier nur eine kurze Zusammenfassung. Und die kurze Geschichte hinter diesem Stern. Das vortragende Trio aus Polen präsentierte ihn als neues Symbol für eine kommende Bewegung. Einen Stern mit verschiedenen Farben – eine „Gemeinschaft der Singularitäten“. Dazu eine offene Zacke, den „leeren Signifikanten“ für das kommende Projekt. Alle freuten sich über die Idee und das neue Symbol. Außer Žižek. Der Stern sei nichts weiter als das Symbol für die Demokratie, die auf so einem leeren Signifikanten beruhe. Alle könnten sich auf so einen Stern einigen, sogar der Papst. So ein enthusiastischer Moment sei zwar schön, mehr aber auch nicht. Wäre ja auch zu einfach gewesen.

Hier die kurze Zusammenfassung:

Der Begriff „Kommunismus“ sei aus der Debatte verbannt worden, sagte Badiou zur Eröffnung. Das neue Heilsversprechen heiße „Demokratie“. Die Geschichte einzelner Staaten habe die Idee des Kommunismus diskreditiert. Doch „Kommunismus“ sei mehr: „Wir ignorieren die Vergangenheit nicht“, so Badiou, „aber wir müssen über die Idee des Kommunismus wieder reden und uns darüber klar werden, was mit ihr verknüpft ist.“ Die Konferenz war vor allem eine Auseinandersetzung mit Alain Badious Philosophie des Ereignisses.

Am ersten Konferenztag warf Negri Badiou vor, dass das Denken der Revolution als „Ereignis“ die gesamte marxistische Ontologie hinwegfege. Badious Ereignis liege außerhalb der kapitalistischen Totalität, deshalb könne man theoretisch und praktisch nicht mehr auf es hinarbeiten. Eine solches Ereignis könne immer nur a posteriori gedacht werden und negiere damit die Geschichte des Klassenkampfes. Statt über den „Kommunismus“ solle man lieber über den Klassenkampf reden.

Žižek entgegnete, dass Negris Klassenkampf nur innerhalb des Staates zu denken sei und damit genau jene kapitalistische Totalität voraussetze, die er abschaffen will. Žižek plädierte dagegen für ein Primat des Denkens und die Umkehrung von Marxens Feuerbach-These („Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt darauf an, sie zu verändern.“). Heute müsse die Welt noch viel radikaler interpretiert werden. Das war auch das Credo Badious. Für ihn sei „Kommunismus“ keine utopische Idee, sondern der Versuch, das interessengesteuerte Handeln des Menschen zu transzendieren – ein partikulares Handeln, das für die Emanzipation der gesamten Menschheit steht. Insofern könne jedes Subjekt zum potentiellen „Held der Emanzipation“ werden.

Keineswegs gehe es ihm darum, die Revolution zu mystifizieren, sagte Badiou in Richtung Negri. Er habe in seinen Schriften die ontologischen und strukturellen Bedingungen für ein revolutionäres Ereignis aufgezeigt. Das liege in ferner Zukunft. Zunächst müsse man eine neue Theorie der Wahrheit und des Subjekts finden, also die ganze Arbeit von Marx und Engels erneut erledigen. Eine neuer Kommunismus dürfe nicht mehr der Faszination von Macht und Staat erliegen und könne von sich aus nicht gewalttätig sein. Er solle lokale Aktionen mit einer globaler Perspektive verbinden: „Der Kommunismus wird international sein, oder gar nicht“, schloss er seinen Vortrag. Auf die Fragen, was zu tun sei und wer das eigentlich tun könne – die vom Publikum immer wieder an­gesprochen wurden – gab es keine konkrete Antwort. Žižek beendete den Kongress mit den Worten: „Das hier war ein Anfang: We’re the ones we’ve been waiting for.“

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