“Die scheiß Mieten sind zu hoch!” Derart drastisch waren in diesem Jahr Wahlplakate getextet – wohlgemerkt in Berlin, das lange als Paradies des günstigen Wohnraums galt. Es verging keine Wahlkampfveranstaltung ohne den Hinweis auf steigende Mieten und den Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Politiker haben den sozialen Brennstoff erkannt, den Großstädte ausdünsten, in denen Wohnraum zum Luxusgut wird.

Getan wird wenig: Die Große Koalition will zwar wieder in den Wohnungsbau investieren und den Preisanstieg bei Neuvermietungen begrenzen. An dem häufig getitelten „Mietpreis-Wahnsinn“ wird das nichts ändern. In München zahlt man schon heute 13,80 Euro pro Quadratmeter bei Neuvermietungen. In vielen Vierteln hat dieser Anstieg zu einen kompletten Austausch der Bevölkerung geführt.

Das Feature begleitet Aktivisten, betroffene Mieter und Künstler in München, Frankfurt und Berlin, die um ihren urbanen Lebensraum kämpfen: Ahmet Tuncer lebt seit 44 Jahren am Kottbusser Tor in Berlin und hat mit weiteren Anwohnern die Mietergemeinschaft “Kotti & Co“ gegründet. Den Kiez, den er mit aufgebaut hat, will er nicht verlassen. Beim diesjährigen „Europaweiten Aktionstag für ein Recht auf Wohnen“ ist er ebenso auf der Straße, wie eine Gruppe von Aktivisten und obdachlosen Familien aus Rumänien, die ein leerstehendes Haus besetzen wollen, um den Winter über nicht im Park schlafen zu müssen.

In Frankfurt treffen die Autoren den Wissenschaftler Felix Wiegand vom Institut für Humangeographie der Goethe Universität Frankfurt, der ihnen am Beispiel Frankfurt eine städtische Krisendynamik erläutert, die sich in ähnlicher Weise so in zahlreichen Metropolen spiegelt. Die steigenden Mieten sind demnach Resultat eines Wirtschaftssystems, das der Logik des Profits folgend nach immer neuen Anlagemöglichkeiten sucht und diese in der Krise im „Betongold“ findet – mit fatalen Folgen für die Menschen und ihren Lebensraum.

Für diesen Blick aufs Ganze werden die Reportagen aus den drei Städten um zwei Erzählfiguren ergänzt – die des „Profits“, und die der „Stadtpolitik“. Denn auch letztere verliert die Bedürfnisse ihrer Bewohner immer mehr aus dem Blick, da sie in den Bedingungen einer globalen Städtekonkurrenz zunehmend selbst gelernt hat, wie ein Unternehmen zu denken. Eine festgefahrene Situation, aus der heraus sich derzeit in vielen großen Städten Menschen zusammentun und ihr “Recht auf Stadt” einfordern. Das Feature begleitet diese Versuche und fragt dabei nach ihren Ursachen und den Aussichten auf Erfolg.

(Foto: UweHiksch, CC BY-NC-SA 2.0 / zuerst erschienen auf br.de)

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